Barthold Heinrich Brockes: Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 5. Hamburg 1736. BFSt: 172 M 1b
Das 18. Jahrhundert wird häufig als Zeit der »Aufklärung« bezeichnet. Doch hinter diesem Begriff verbergen sich vielfältige geistige und literarische Strömungen. Sie lösten sich gegenseitig ab, standen in Konkurrenz und Verwandtschaft zueinander. Vor allem das Verhältnis von Religiosität und Wissenschaft spielte eine große Rolle. Die verschiedenen aufklärerischen Strömungen positionierten sich hier ganz unterschiedlich. Ähnliches ist auch für die Literatur des 18. Jahrhunderts zu beobachten.
Barthold Heinrich Brockes: Irdisches Vergnügen in Gott (1736)
Ein Frosch, ein »Gold-Käfer«, der eigene Zahn oder ein Strauß »Garthen-Blumen«: Unzähligen kuriosen Lebewesen und Objekten widmet der Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) je eigene Gedichte. Seine 5.500 Seiten umfassende Lyriksammlung enthält Blicke ins Unendliche – in das Firmament, auf das Nordlicht, den Erdball – ebenso wie Miniaturbetrachtungen scheinbar belangloser Alltagsdinge.
Das Irdische Vergnügen in Gott lebt dabei von wissenschaftlicher Akribie und vom Schöpferlob gleichermaßen. Die genaue, exakte Beschreibung der Natur ist Brockes’ Dienst an der göttlichen Schöpfung. Damit gilt die Gedichtsammlung als Wegbereiter der modernen Naturlyrik.
Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Messias, Bd. 1 (1760)
Den Messias plant Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) als Epochenwerk und Nationalepos. In 20.000 Versen beschreibt Klopstock die Passionsgeschichte Jesu. Ein Novum ist vor allem die Form des Werks. Seine Schilderungen der biblischen Handlung sind expressiv, emotional aufgeladen. Klopstock erzählt sie nicht distanziert oder überzeitlich, sondern subjektiv und durch verschiedene Perspektiven gebrochen. Auch den starren Vers- und Reimschemata der bisherigen Dichtung sagt er den Kampf an.
Damit gilt Klopstock als Kritiker des Rationalismus in der deutschen Aufklärung. Sein Messias stellt die Weichen für eine neuartige Auseinandersetzung mit biblischen Stoffen.
Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Messias. Bd. 1, 2. Aufl. Halle 1760. BFSt: 214 I 4
Johann Gottlob Krüger: Träume, 3. Aufl. (1765)
Sophie von La Roche: Geschichte des Fräuleins von Sternheim, Bd. 2 (1771)
Sophie von La Roche (1730–1807) ist eine der ersten Schriftstellerinnen in Deutschland, die ihren Lebensunterhalt durch das Schreiben größtenteils finanzieren kann. Ihr anonym publizierter Briefroman Geschichte des Fräuleins von Sternheim ist ein großer Erfolg.
Er handelt von einer tugendhaften jungen Frau und den Demütigungen durch die lasterhafte Gesellschaft. Nach dem Tod ihrer pietistisch geprägten Eltern soll das Fräulein als Mätresse eines Fürsten dienen. Von einem intriganten Lord glaubt sie sich zunächst gerettet, wird dann jedoch entführt. Im Bleigebirge fristet sie bei einer Köhlerfamilie ein elendes Dasein. Erst durch einen Wink des Schicksals findet sie ihr bürgerliches Glück.
[Sophie von La Roche:] Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverläßigen Quellen gezogen. T. 2. Leipzig 1771. BFSt: 210 E 31