Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. Der Frösch und Mäuse Wunderbahre Hoffhaltunge. Magdeburg 1618. BFSt: 75 I 10
Das 17. Jahrhundert prägen viele gewaltvolle Auseinandersetzungen in Europa. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648), die Feldzüge des Osmanischen Reiches gen Europa (1663/64 und 1683–1699) und der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697) sind nur einige Beispiele. Diese Unruhen spiegeln sich auch in den literarischen Texten des 17. Jahrhunderts wider. Dichtung wird zum Politikum, stellt sich in die Dienste von Fürstenhäusern – oder sie demonstriert gerade radikale Verweigerung und Kritik an den etablierten Institutionen.
Georg Rollenhagen: Froschmeuseler (1618)
Der Froschmeuseler Georg Rollenhagens (1542–1609) entsteht bereits 1595. Das Fabelepos erzählt die Geschichte eines Froschkönigs, der dem Mäuseprinzen sein Reich zeigen möchte. Als Nichtschwimmer kommt der Mäuseprinz dabei versehentlich ums Leben. Das Königreich der Mäuse zieht daraufhin in einen blutigen Krieg gegen die Frösche. Einen Gewinner gibt es am Ende nicht.
Die hier gezeigte Ausgabe von 1618 erscheint zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die pazifistische Grundhaltung macht den Text bis in das 19. Jahrhundert hinein zu einem beliebten protestantischen Kinderbuch.
Georg Neumark: Der Neu-Sprossende Teutsche Palmbaum (1669)
Der reich bebilderte Neu-Sprossende Teutsche Palmbaum von Georg Neumark (1621–1681) entstammt dem engen Kreis der Fruchtbringenden Gesellschaft, eine der berühmtesten Sprachakademien des 17. Jahrhunderts. Organisationen wie die Fruchtbringende Gesellschaft gründen sich, um die deutsche Volkssprache als Dichtungssprache zu nobilitieren. Dies soll auch zur Tugendhaftigkeit und zum Zusammenhalt innerhalb des deutschen Sprachraums beitragen.
Neumark stellt die Gesellschaft mit ihren Regeln und Prinzipien vor. Der hier präsentierte Kupferstich zeigt eines der wichtigsten Mitglieder des »Palmordens«, Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658). Harsdörffer trug den Beinamen »Der Spielende«, entsprechend seiner experimentellen Poetik. Durch das Kombinieren und Neuarrangieren von Silben und Lauten erschuf er spielerisch neue, innovative Gedichte.
Georg Neumark: Der Neu-Sprossende Teutsche Palmbaum. Nürnberg 1669. BFSt: 207 G 32
Daniel Casper von Lohenstein: Ibrahim Sultan (1679)
Johanna Eleonora Petersen: Hertzens-Gespräch Mit Gott (1694)
Die Pietistin Johanna Eleonora Petersen (1644–1724) steht für eine Vielzahl schreibender Frauen des 17. Jahrhunderts. Im Segment der geistlichen Dichtung zählte weniger das Geschlecht der Autor:innen. Wichtiger war der Status als sogenannte »Wiedergeborene«: als zum wahren Christentum übergetretene Gläubige.
Diese Wiedergeburt schildert Petersen in den Hertzens-Gesprächen. Es geht ihr um die individuelle Nähe zu Gott. Zugleich sollen die Reflexionen auch zum Vorbild dienen. Bezeichnend ist die Kombination aus rätselhaften Bildern und auslegenden Textpassagen.
Der Pietismus allgemein distanzierte sich von den Großkirchen. Papsttum und lutherische Orthodoxie waren aufgrund ihrer Mitschuld an den Kriegen des 17. Jahrhunderts in Verruf geraten. Die Flucht in das intime Verhältnis zu Gott lässt sich vor diesem Hintergrund besser verstehen.
Johanna Eleonora Petersen: Hertzens-Gespräch Mit Gott […] Zu Aufmunterung anderer frommen Gott-liebenden Seelen ans Tage-Licht gestellet. Frankfurt, Leipzig 1694. BFSt: 66 H 2